Sehnsucht nach Sendeschluss

Sehnsucht nach Sendeschluss

Es war spät geworden nach dem Kinobesuch, später, als ich mir vorgenommen hatte. Nun saß ich im Auto und fuhr durch die Dunkelheit. Aus dem Radio kreischten Disco-Beats, da war mir gerade gar nicht nach. Wo war bloß mein Lieblingssender geblieben, wer hatte hier schon wieder am Rad gedreht? Bei der Sendersuche blieb ich plötzlich bei der Nationalhymne hängen, nanu … Ein Blick auf die Uhr bestätigte meinen Verdacht. Es war Mitternacht. Und offensichtlich gab es immer noch Sender, die so etwas wie einen Sendeschluss hatten. Hoch offiziell mit Hymne. Ich staunte. Nach den letzten Orchesterklängen vom deutschen Vaterland war Stille. Und was für eine Stille!

Doch dann kündigte eine Stimme an, wie die „Sendepause“ bis zum nächsten Morgen gefüllt werden würde. So sehr ich eben noch über den antiquierten Sendeschluss gestaunt hatte, so enttäuscht war ich plötzlich. Warum müssen wir eigentlich alle immer nonstop auf Sendung sein? Mit einem Mal überkam mich eine große Sehnsucht nach Ruhe. Ich schaltete das Radio aus und fuhr durch die Stille der Nacht. Genussvoll lauschte ich dem Programm „Sendeschluss“. Am liebsten wäre ich so bis zum Morgengrauen weitergefahren. On the Highway to Silence.